Manfred Herzer–Wigglesworth
Entretien avec M. Foucault

Notizen zur neuesten Hirschfeld–Kritik und Foucault–Apologie

Übersicht des Beitrags

Manfred Herzer–Wigglesworth legt in seinem Artikel dar, warum das 1978 in deutscher Übersetzung erschienene Werk Sexualität und Wahrheit Band 1: Der Wille zum Wissen des französischen Philosophen Michel Foucault seit den 1980er Jahren speziell in der Forschung zur Geschichte von Schwulen und Lesben nur allzu unkritisch rezipiert worden sei.

Ausgehend von aktuellen Diskussionen um Foucaults historische Einordnung des Sexualwissenschaftlers Magnus Hirschfeld bei Heiko Stoff, Heinz Jürgen Voss und Judith Butler zeichnet Herzer seine eigene über vierzig Jahre gewachsene Kritik nach. Diese fußt in besonderem Maße auf Jürgen Habermas' erstmals 1985 formulierter und seitdem mehr und mehr präzisierter Foucault–Kritik. Ähnlich wie Habermas richtet sich Herzer gegen Foucaults Machtbegriff, mit dem er kollektive Emanzipationsbestrebungen, wie etwa die von Schwulen und Lesben seit den 1970er Jahren, als vergeblich und sinnlos nachweisen wollte. Ferner kritisiert Herzer Foucaults geschichtsfatalistischen Begriff eines «Sexualitätsdispositivs», das, im 19. Jahrhundert von Psychiatern und Sexualwissenschaftlern erfunden, die ars erotica zerstört und den "König Sex" inthronisiert habe. Sowohl Foucaults Machtbegriff als auch dessen Sexualfeindlichkeit seien mit ihrer antidemokratischen Tendenz gut geeignet, den im kapitalistischen "Abendland" hegemonialen Neoliberalismus ideologisch zu stützen.




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