Maik T. Schurkus
"Guter Forster, geh und klag die Götter an"

Georg Forsters Auseinandersetzung mit der gleichgeschlechtlichen Liebe

Übersicht des Beitrags

Der Naturforscher Georg Forster (1754–1794) erfährt in letzter Zeit neuerliche Beachtung, da sich in seinen Schriften — vor allem in der 1777 veröffentlichten "Reise um die Welt" — eine kritische Auseinandersetzung mit europäisch–hegemonialem Denken findet. Weniger diskutiert werden dagegen seine Äußerungen über gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Männern, die sich in zahlreichen Briefen und Tagebucheinträgen finden. Er stand im engen Austausch und in persönlicher Beziehung zum Historiker Johannes (von) Müller (1752–1809) und zum Schauspieler und Dramatiker August Wilhelm Iffland (1759–1814), deren homosexuelle Neigungen resp. Beziehungen bereits zu Lebzeiten öffentlich bekannt waren. Auch Forster sah sich immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, "griechischen Neigungen" zu frönen.

Maik T. Schurkus liefert in seinem Beitrag einen Überblick über entsprechende Zeugnisse insbesondere aus Forsters Kasseler Zeit (1780–1785) und ordnet sie in den Ende des 18. Jahrhunderts veränderten Diskurs über die menschliche Sexualität und deren als abweichend definierten Formen ein. Forsters Beziehungsgeflecht lässt auf ein entstehendes Gruppenbewusstsein von homosexuellen Männern und Frauen schließen. Ferner zeigt sich, dass die (vorübergehende) Abschwächung juristischer Sanktionen bei Forster auf ein stark internalisiertes Homosexualitätsverbot traf.




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