Sébastien Tremblay
"Ich konnte ihren Schmerz körperlich spüren."

Die Historisierung der NS–Verfolgung und die Wiederaneignung des Rosa Winkels in der westdeutschen Schwulenbewegung der 1970er Jahre

Übersicht des Beitrags

Von einem durch Faschisten auferlegten Symbol bis zu einem Symbol der radikalen Schwulenbewegung in den siebziger Jahren hat der Rosa Winkel eine lange Tradition. Sébastien Tremblay zeigt, wie schwule Aktivisten sich nach der Liberalisierung des § 175 in der Bundesrepublik Deutschland organisierten und versuchten, sich dabei in die Vergangenheit zu projizieren, um sich ihre Zukunft vorzustellen und ihren politischen Kampf zu legitimieren. In diesem verankerten sie neue Formen kultureller Traumata und Opfererzählungen, die schließlich zum Vektor für ein schwules kulturelles Gedächtnis wurden. Dieses kulturelle Gedächtnis legte wiederum den Grundstein für eine schwule Historik.

Der Artikel stützt sich auf eine Analyse verschiedener deutscher Schwulengruppen der siebziger Jahre und nutzt die Wiederaneignung des Rosa Winkels als Prisma, um zu belegen, dass diese vielseitige Historisierung im Mittelpunkt der Schwulenbewegung in der BRD stand. Indem der Artikel die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten des Symbols durch Aktivistengruppen untersucht, thematisiert Tremblay auch die Handlungsmacht von Bildern und die Identitätskonstruktion im Zusammenhang mit einer imaginierten schwulen Vergangenheit.




Zum Seitenanfang     Zur Übersicht von Invertito 21