Annalena Willer:
Homosexualität in Karikaturen des Wilhelminischen Deutschlands

Übersicht des Beitrags

Annalena Willer untersucht, wie Homosexualität in vier der fünf wichtigsten Satirezeitschriften des Deutschen Kaiserreiches dargestellt wurde. Im Simplicissimus, im Kladderadatsch in Der wahre Jacob und in der Jugend fanden sich insgesamt rund 60 Karikaturen, die sich mit Homosexualität beschäftigen, während in den Fliegenden Blättern gar keine Karikatur zum Thema erschien. Die meisten dieser Karikaturen erschienen im Zuge des Eulenburg-Skandals von 1907 bis 1909.

Homosexualität von Männern wurde deutlich häufiger abgebildet als die von Frauen. Ihre Darstellung lässt sich in drei Kategorien einteilen, wobei durchaus mehrere Stereotype gleichzeitig verwendet wurden: zum einen das Stereotyp der weiblich aussehenden Männer, die häufigste Form der Darstellung. Hierbei werden Männer mit stark ausgeprägten femininen Gesichtszügen dargestellt. Zum Zweiten wird männliche Homosexualität im Zusammenhang mit dem Militär abgebildet. Die dritte Kategorie ist der "anomale" Mann. Hierbei werden vermeintlich homosexuelle Männer stereotyp mit "unnatürlichen" Gesichtszügen dargestellt. Der Eulenburg-Skandal war das am häufigsten dargestellte Thema, wobei Eulenburg und andere beteiligte Personen selbst nicht mit stereotypen Attributen der Homosexualität abgebildet wurden, wie auch der vom Skandal betroffene Kaiser Wilhelm II. in der Regel durch Symbole und nicht als Person dargestellt wurde. Die Darstellung der Homosexualität von Frauen war eher selten. Daher lässt sich nur ein Stereotyp ausmachen: die Darstellung von Frauen mit markanten, männlichen Gesichtszügen als Gegenstück zu den effeminiert dargestellten Männern. Die Form der Illustration von Homosexualität in Karikaturen entspricht damit anderen zeitgenössischen Darstellungsformen.




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