Karl Peder Pedersen:
"Ich bin ein höchst vollständiges und makelloses Exemplar der Rasse und wurde deshalb auch wie ein kostbarer Schatz empfangen."

Über den dänischen Amtsverwalter Poul Andræ (1843–1928), die Konträrsexualität und die Ärzte

Übersicht des Beitrags

Der dänische Jurist Poul Andræ (1843–1928) war Zeit seines Lebens ein Mann des geschriebenen Wortes. Neben seinem umfangreichen schriftstellerischen Werk führte er Tagebuch, in dem er seinen emotionalen Entwicklungsweg als homosexueller Mann dokumentierte.

Erst 2012 konnte der Archivar Karl Peder Pedersen Abschriften dieser Tagebücher sowie andere Materialien zu Poul Andræ in den Beständen des dänischen Nationalarchivs und der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen ermitteln. Auf Grundlage dieser Dokumente zeichnet er den äußeren wie inneren Lebensweg Poul Andræs nach. Er stellt dabei heraus, dass Andræ ein selbstbewusster Aktivist war, der sich früh für die Belange der Homosexuellen stark machte.

Andræs Einsatz erfolgte im Kontakt mit dänischen wie ausländischen Ärzten, Vorkämpfern der Homosexuellenbewegung und anderen Gleichgesinnten. 1891 suchte er den deutsch-österreichischen Psychiater Richard von Krafft-Ebing auf, um sich mit ihm auszutauschen. Ein Jahr später war er der erste Däne, der öffentlich für die Gleichberechtigung Homosexueller das Wort ergriff. Außerdem stand er in persönlichem Kontakt mit Karl Heinrich Ulrichs, von dem er alle Schriften besaß. In späteren Jahren wurde Andræ Mitglied des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK), das er testamentarisch mit einem nicht unerheblichen Betrag bedachte.

Poul Andræs Leistung beschränkt sich aber nicht darauf, bei seinen Zeitgenossen um Verständnis und Toleranz für Homosexuelle geworben zu haben. Andræ sorgte auch dafür, dass mit seinen Aufzeichnungen eine wichtige Quelle aus der Frühphase der homosexuellen Identitätsgeschichte bis heute erhalten ist.




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