Kevin Dubout / Raimund Wolfert
"Eigentümliche Städte, sympathische Völker und Sehenswürdigkeiten von großer Schönheit".

Zur Skandinavien–Rundreise des WhK–Aktivisten Eugen Wilhelm 1901

Übersicht des Beitrags

Der Straßburger Jurist Eugen Wilhelm (1866–1951) war als Obmann des Wissenschaftlich–humanitären Komitees (WhK) und Mitarbeiter des Jahrbuchs für sexuelle Zwischenstufen einer der maßgeblichsten Protagonisten der ersten deutschen Homosexuellenbewegung. Als 2009 die gesammelten Tagebücher Wilhelms gefunden wurden, kam dies einer Sensation gleich. Auf insgesamt über 7000 Seiten hat Wilhelm über einen Zeitraum von 66 Jahren (von 1885 bis 1951) Rechenschaft über sein Leben und Denken abgelegt.

Kevin Dubout und Raimund Wolfert widmen sich im vorliegenden Artikel einem Tagebucheintrag Wilhelms aus dem Jahre 1901, in dem dieser in knapper Form Auskunft über eine von ihm unternommene Reise nach Skandinavien erteilt. Sie arbeiten heraus, dass es Wilhelm bei dieser Reise nicht nur um klassische bildungsbürgerliche Ideale ging, sondern auch um eine internationale Vernetzungsarbeit im Sinne des WhK sowie ganz persönlich um gleichgeschlechtliche "Liebesabenteuer", wie sie Wilhelms Stellung im heimatlichen Straßburg potentiell aufs Spiel gesetzt hätten.

Dubout und Wolfert gehen auf Persönlichkeiten wie den dänischen Polizeikommissar Carl Hansen (1870–1939) und den norwegischen Rechtshistoriker Ebbe Hertzberg (1847–1912) ein, denen Wilhelm auf seiner Reise begegnete, und zeigen auf, dass es schon um 1901 ein städtisches homosexuelles Leben in Skandinavien gab. Sie veranschaulichen damit exemplarisch, wie aussagekräftig und ergiebig das Tagebuch Eugen Wilhelms für die Forschung zur Geschichte der Homosexualitäten ist.




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