Christiane Leidinger:
Transgressionen – Streifzüge durch Leben und Werk von Emma Trosse (1863–1949)

Erste Denkerin des Dritten Geschlechts der Homosexuellen und Sinnlichkeitslosen

Übersicht des Beitrags

Emma Trosse (1863–1949), später verheiratete Külz, ist bislang die erste weltweit bekannte Autorin, die homosexuell–emanzipatorische Schriften vorlegte. Nach einem Text über Konträrsexualismus 1895 publizierte sie mit Ein Weib? zwei Jahre danach ein Buch, in dem sie weibliche Homosexualität in den Mittelpunkt rückt. Ausgehend von der Vorstellung von Konträrsexualität als Veranlagung, prangerte sie mit einem für ihre Zeit außergewöhnlich weiten Verständnis unterschiedliche gesellschaftliche Diskriminierungsformen an, etwa Vorurteile und verschiedene Varianten von Herabwürdigungen homosexueller Frauen und Männer. Leidenschaftlich plädierte sie für einen mutigen Emanzipationskampf. Auffällig im Kontrast dazu ist zu sehen, dass sie offenbar der Frauenbewegung nicht nahestand, obwohl sie am Rande auch frauenemanzipatorische Forderungen vertrat. Über ihre Auseinandersetzung mit Homosexualität hinaus sticht ihre in heutigen Begrifflichkeiten gleichsam queere Neukategorisierung des Dritten Geschlechts hervor. Unter diesen Oberbegriff fasst sie erweiternd neben Konträrsexuellen auch "Menschen ohne Sinnlichkeit", die kein Interesse an geschlechtlichem Verlangen haben, sondern einem passionierten Arbeitsleben nachgehen. In einer ihrer Schriften bekennt sich Emma Trosse selbst zu dieser "Kategorie" der Sinnlichkeitslosen.

Neben ihrer Publikationstätigkeit arbeitete sie als Lehrerin, teilweise auch als Leiterin in verschiedenen Schulen und Haushalten, später war sie Mitbegründerin und Leiterin eines Spezial–Sanatoriums für Menschen mit Zuckererkrankungen. Den Großteil ihres Lebens verbrachte sie in Bad Neuenahr–Ahrweiler, wo sie als "Heimatdichterin" bekannt ist. Der vorliegende Beitrag inspiziert erstmals Leben und Werk der gebürtigen Granseeerin.




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