Christine M. Klapeer
Die Tribadin und der Leviathan
Eine heteronormativitätskritische und lesben-affirmative Analyse von Thomas Hobbes’ Vertragstheorie

Übersicht des Beitrags

Der britische Philosoph Thomas Hobbes (1588–1679) entwickelte seine vertragstheoretische Fundierung staatlicher Herrschaft als spezifische staatstheoretische Antwort auf realgesellschaftliche Ereignisse, sozio-kulturelle Umbrüche und Entwicklungsprozesse im 16. und 17. Jahrhundert in Frankreich und England. Christine M. Klapeer analysiert auf Basis eines heteronormativitätskritischen und lesben-affirmativen Re-Readings von Hobbes’ Werken mögliche historische Verbindungslinien zwischen der vermehrten öffentlichen Aufmerksamkeit und Diskursivierung weiblicher Homoerotik Ende des 16. und im 17. Jahrhundert und jener heterosexuellen Ordnungsleistung, die sich aus Hobbes‘ vertragstheoretischer Konstruktion eines souveränen Staatsgefüges ableiten lässt. Es wird der Versuch unternommen, die zeitgenössische Konstruktion der Figur der Tribadin in den Kontext von Hobbes’ kolonial motivierter Konzeption des Naturzustandes als Ort ungeordneter Sexualitäts- und Geschlechterbeziehungen zu stellen und ihre Bedeutung als "Bedrohung" für die Konstituierung eines phallischen Staates zu dechiffrieren. Die historisch sichtbar werdende "Lebbarkeit" von weiblicher Homoerotik und sexueller Autonomie ebenso wie die zeitgenössischen Repräsentationen tribadischer Sexualitäten und Existenzwiesen stellen daher als Folie der Abgrenzung und "Bedrohung", die es zivilisatorisch zu überwinden gilt, wichtige Konstitutionsmomente für die heteronormative Gestaltung moderner Staatskonzepte im Allgemeinen und Hobbes’ Theorie im Speziellen dar.




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