Invertito – Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten

Liebe Leserinnen und Leser!

mit der vorliegenden 9. Ausgabe unseres Jahrbuches zur Geschichte der Homosexualitäten haben wir es geschafft, zum Erscheinungstermin im Herbst zurückzukehren. Wir sind zuversichtlich, dass wir in der Lage sein werden, diesen Termin auch in Zukunft einzuhalten.

Auch diese Ausgabe beinhaltet mehrere Beiträge mit neuen Forschungsergebnissen. Klaus Berndl zeichnet in seinem Artikel die Diskussion um die Abschaffung der Todesstrafe für "unnatürliche Sünden" in Preußen unter Friedrich II. und seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm II. nach. Albert Knoll stellt mit August Fleischmann einen Vorkämpfer der frühen Münchener Homosexuellenbewegung, einen produktiven Autor populärer Texte zur Homosexuellenfrage und den Herausgeber des Seelenforschers - der weltweit dritten, wenn auch nur kurzlebigen, Homosexuellenzeitschrift - vor. Ebenfalls Neuland betritt Raimund Wolfert auf den Spuren der "Invertierten" im Breslau der zwanziger und dreißiger Jahre (heute Wroclaw, Polen). Beat Frischknecht kommt mit einem überarbeiteten Text über Caspar Wirz, einen der wichtigsten frühen Schweizer Aktivisten der Homosexuellenbewegung, Mitglied und Obmann des Wissenschaftlich-humanitären Komitees, erneut zu Wort, weil im letzten Jahrbuch aufgrund eines Versehens nicht die redigierte Fassung des Textes erschienen ist.

Die kleineren Beiträge beschäftigen sich ausnahmslos mit der Erinnerung an die homosexuellen Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Wer glaubt, dass die Diskussion zu diesem Thema keine neuen Aspekte mehr aufzeigen kann, wird u.a. durch die Kontroverse um das Berliner nationale Denkmal für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus eines Besseren belehrt. Der Beitrag von Corinna Tomberger geht auf diese Kontroverse aus geschlechterpolitischer Sicht ein. Das Hamburger Stolperstein-Projekt für homosexuelle NS-Opfer wird von seinen beiden Initiatoren vorgestellt (Ulf Bollmann und Bernhard Rosenkranz). Diese Projekte sind für Moritz Terfloth Ausgangspunkt für eine kritische Stellungnahme zur bundesdeutschen Gedenkkultur. Ohne größere Diskussionen ist es in Wien gelungen, den "Rosa Platz", einen repräsentativen Gedenkort für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus, zu beschließen, vorgestellt von Wolfgang Wilhelm. In den Zusammenhang der Erinnerung gehört auch ein Thesenpapier von Astrid Messerschmidt, das zum Nachdenken über den postnationalsozialistischen Umgang mit Sexualitäten im historisch-politischen Lernen anregen soll.

Abgerundet wird der Band mit der Vorstellung der Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel und, wie üblich, Rezensionen zu Neuerscheinungen, diesmal erstmals auch einer Filmrezension.

Zum Abschluss noch einmal die Bitte an Sie, liebe Leserinnen und Leser, unser Jahrbuch durch Kritik positiv wie negativ), Werbung und aktive Mitarbeit zu unterstützen.

Die Redaktion




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