Petra Heitfeldt
Durchbrochene Konzepte von Weiblichkeit und Männlichkeit.
Rollentausch in Kriegen des späten Mittelalters

Übersicht des Beitrags

Die Autorin befasst sich mit Frauen und Männern, die kriegerische Ereignisse in der Rolle des jeweils anderen Geschlechts erlebten. Aus den unterschiedlichsten Gründen entschlossen sich Männer, sich als Frauen auszugeben, und Frauen, als Männer aufzutreten. Anhand von Beispielen aus dem 14., 15. und 16. Jahrhundert wird gezeigt, welche Situationen im Krieg Crossdressing hervorriefen und was die Menschen in den Kleidern und den Rollen des anderen Geschlechts taten. Im Mittelpunkt der Analyse steht, die zeitgenössische Vorstellung von Weiblichkeiten und Männlichkeiten und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen. Das Konzept von zugewiesenen und abverlangten geschlechtsspezifischen Eigenschaften und Fähigkeiten beeinflusste das Handeln der Menschen, die mit den Kleidern die Rollen wechselten, und ihre Wahrnehmung durch die Gesellschaft. Dabei kommt der zunehmenden Normierung von Kleidung im 14. und 15. Jahrhundert eine besondere Bedeutung und Funktion zu, auf die Menschen ebenso unterschiedlich reagierten wie auf Vorbilder, die in Kunst und Literatur erlaubtes und unerwünschtes Handeln aufzeigten. Die Vielschichtigkeit der kulturellen Leitbilder und die mit ihnen verbundenen Diskurse steckten einen Handlungsrahmen ab, der es für Menschen sinnvoll erscheinen lassen konnte, mit der Kleidung auch die Rolle zu tauschen. Sowohl Männer als auch Frauen erweiterten ihren Aktionsradius, indem sie sich als Frauen bzw. Männer ausgaben. Ihr Handeln stürzte weder das gesellschaftliche Wertesystem noch hob es die zunehmend polarisierte Sicht von Weiblichkeit und Männlichkeit oder die daran geknüpften Rollenerwartungen auf.




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