Stefan Micheler
Heteronormativität, Homophobie und Sexualdenunziation in der deutschen Studierendenbewegung

Übersicht des Beitrags

Der Autor untersucht den Umgang der deutschen Studierendenbewegung mit Homosexualität. Er zieht hierzu unterschiedliche Quellen heran: sexualtheoretische Texte, Zeitschriftenveröffentlichungen, Flugblätter, Biographien und Erlebnisberichte. Die sexuelle Befreiung, die die Studierendenbewegung propagierte, meinte die sexuelle Befreiung der Heterosexualität, vornehmlich der Sexualität heterosexueller Männer. Das Dogma der "natürlichen" Heterosexualität wurde durch die Studierendenbewegung nicht infrage gestellt. So wurde nie hinterfragt, dass befreite Sexualität nicht nur zwischen Mann und Frau, sondern auch zwischen Frau und Frau oder Mann und Mann stattfinden könne. In Anlehnung an Wilhelm Reich und verschiedene Theoretiker der Frankfurter Schule galt Homosexualität als Ausdruck des autoritätsfixierten Charakters, der ein williger Gehilfe des Faschismus sei, und damit als schlimme Perversion, vor der man die eigenen Kinder bewahren wollte. Homosexuelle wurden entgegen programmatischen Ansprüchen innerhalb der Bewegung diskriminiert, Homosexualität als Mechanismus der sexuellen Denunziation eingesetzt; die eigene Heteronormativität war absoluter Maßstab und wurde nicht hinterfragt. Auch blieb das patriarchale Männerbild bestehen.




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